Merkel, der Tourismus und die arabische Welt

Kürzlich warteten neben anderen „Focus“ und die „Huffington Post“ mit der Meldung auf, Bundeskanzlerin Angela Merkel empfehle den Deutschen, mehr Urlaub in arabischen Ländern zu machen. Ich persönlich freute mich schon, einen neuen „Angelizismus“ auf angela-merkelt.de archivieren zu können, also eine dieser typischen unbeholfenen und grenzwertigen Merkel-Sprüche, die auf eine gewisse Unbedarftheit der Kanzlerin schließen lassen.

Und es wäre ja in der Tat reichlich amateurhaft, genau jetzt, in einer Zeit, in der die Deutschen auf sehr unangenehme und ungewisse Weise mit der arabischen und muslimischen Kultur konfrontiert werden, nun auch noch den Refugee-Kult auf die Spitze zu treiben, indem man den Deutschen treudoof nahelegt, ihren Urlaub im Paradies der Aufklärung, Moderne und Menschenrechte zu verbringen.

Gepaßt hätte es jedenfalls gut zur Merkelschen Realitätsverleugnung. Eifrig begab ich mich also auf bundeskanzlerin.de, um mir das Transkript ihres Podcasts herunterzuladen. Die Kanzlerin antwortet auf die Frage nach dem Völkerverständigungspotential von Reisen in den arabischen Raum Folgendes:

Reisen von Menschen aus Deutschland zum Beispiel in arabische Länder haben natürlich zwei Effekte: Einmal hilft das diesen Ländern wirtschaftlich; wir wissen, dass es in diesen Ländern zum Teil eine sehr große Arbeitslosigkeit gibt, und deshalb ist der Tourismus natürlich eine Wachstumsbranche und eine Branche, die Menschen auch Zukunftsperspektiven eröffnet. Zum anderen ist es so, dass auch wir mehr über die Zusammenhänge verstehen; zum Teil auch über die alten historischen Verbindungen, die es schon immer zwischen Europa und auch dem arabischen Raum gab. Deshalb kann ich nur jeden ermutigen, der in arabische Länder fährt, dass man sich einfach auch ein Stück weit mit der Geschichte und der Entwicklung dieser Länder beschäftigt und dabei ganz sicher immer wieder neue Erkenntnisse gewinnt.

Da muß man Merkel mal wirklich Geschick attestieren. Oder soll man es „merkeln“ nennen? Merkel merkelt hier jedenfalls so hervorragend, daß man ihr nicht vorwerfen kann, den Deutschen Reisen in die arabische Welt empfohlen zu haben. Genau dies suggerieren aber diverse Printmedien mit Überschriften wie:

Tourismus: Merkel empfiehlt mehr Reisen in arabische Länder („Spiegel Online“)
Tourismusgipfel: Angela Merkel empfiehlt Reisen in arabische Welt („Handelsblatt“)
Merkel: Deutsche sollten häufiger Urlaub in der arabischen Welt machen („Huffingtonpost“)
Merkel empfiehlt Reisen in die arabische Welt („Focus“)
Merkel empfiehlt Deutschen mehr Bildungsurlaub in arabischer Welt („Berlinjournal“)

Die Lügenpresse lügt normalerweise in die Richtungen, die im System der politischen Korrektheit sanktioniert sind. Mittlerweile hat sich der Wind aber derartig gedreht, daß manche Zeitungen wohl Morgenluft wittern und mit Schlagzeilen wie den obigen punkten wollen. Sie versprechen ja einiges an Provokationspotential.

Vielleicht ist die Erklärung für obige Fehlleistungen aber auch viel profaner: Die sprachliche Intelligenz unter Journalisten hat einfach rapide abgenommen.

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