Florian Schroeder arbeitet als Moderator und Kolumnist für zahlreiche ARD-Hörfunkanstalten und fühlte sich jüngst bemüßigt, zur Causa Bauhaus Stellung zu nehmen:
CDU und AfD hatten moniert, daß das Bauhaus eine linksradikale, vormals vom Verfassungsschutz beobachtete Band bei sich auftreten läßt, welche durch gewaltverherrlichende, entwürdigende Texte sowie durch eine hochgradig peinliche und infantile Ästhetik hervorsticht.
Solche extrem widerwärtigen Personen sollten eigentlich überall geächtet werden, wo man auf Qualität und Kultur wertlegt. Ich würde jedenfalls schreiend davon rennen im Angesicht solcher „Künstler“. Die Entscheidung des Bauhauses ist nicht nur aus ästhetischen Motiven sinnvoll, sondern auch aus staatspolitischen und historischen.
Denn der durch die Band Feine Sahne Fischfilet vertretene Linksextremismus war einer der Sargnägel der Weimarer Republik. Nimmt man sich nur den Extremismus als solchen zur Brust, so landet man ganz schnell bei der unmittelbaren Geschichte des Bauhauses, welches von den Nazis geschmäht und verboten wurde. Diverse Vertreter dieser Architekturrichtung emigrierten in sichere Gefilde außerhalb des Dritten Reichs.
Die Entscheidung des Bauhauses Dessau ist also mehr als nachvollziehbar. Erst recht wenn man den staatlichen Linksextremismus des Ostblocks, also den Kommunismus betrachtet. Auch hier führte der politische Extremismus zum Ende von Kunst- und Wissenschaftsfreiheit.
Man fragt sich echt, was solch eine kunstfreie Hottentotten-Band wie „Feine Sahne Fischfilet“ in solch einer ehrwürdigen Institution wie dem Bauhaus Dessau zu suchen hat – und warum ein zwangsfinanzierter Sender wie das ZDF diese Band für eine Konzertreihe einlud.
Man muß kein Spießer oder Volksmusik-Fan sein, um hier die Nase zu rümpfen.
Nach der Entscheidung des Bauhauses gegen den Auftritt setzte ein regelrechter Medien-Tsunami ein. Wie kann man nur solch tolle „Kämpfer gegen rechts“ wie diese Band einfach ausladen? Heute müssen wir doch auch gegen „Nazis“ kämpfen. Und das Bauhaus müsse doch ganz sensibel sein angesichts seiner eigenen Geschichte.
Die üblichen Reflexe. Wie man es von der Lügenpresse erwartet. Geistiger Herdentrieb. Medialer Gruppenzwang. Ideologischer Stellungskrieg.
Ich mußte nun schmunzeln, als ich obigen Tweet las, denn nach dem antifaschistisch-gutmenschlichen Medien-Tsunami gegen das Bauhaus entschied es sich nun doch schlußendlich, die Band bei sich auftreten lassen zu dürfen.
So verschieden kann die Wahrnehmung sein. Mir kommt es nun so vor, als hätte die Lügenpresse dem Bauhaus das Programm diktiert – mit der geballten Ladung pseudomoralischer Empörungsrituale. Interessant, was für ein Weltbild bei den Journalisten vorherrscht, die für die ARD arbeiten.
Wieso nur setzt die Lügenpresse ihren Empörungseifer nicht in ähnlichen Fällen ein, wo es um weitaus harmlosere Gruppierungen wie die Band „Freiwild“ geht? Wo waren das Engagement und die Zivilcourage des Qualitätsjournalismus als die Südtiroler Band 2013 von der „Echo“-Verleihung ausgeladen wurde? Warum entdecken Journalisten ihre moralischen Ambitionen immer erst dann, wenn es die Meinungs- und Kunstfreiheit „linker“ Gruppierungen zu verteidigen gilt? Wenn man gegen die Kulisse eines vermeintlichen Rechtspopulismus kämpfen kann?
Die Antwort weiß nur der Wind.