Christian Stöcker ist ein Redakteur bei „Spiegel Online“, dem man schon an seiner Physiognomie den selbstherrlichen Gutmenschencharakter ansieht. Heute erschien nun ein Artikel von ihm, der in pseudoaufklärerischem Gewande daherkommt und uns die Frage stellt, ob wir wirklich AfD wählen wollen.
Wir Leser dürfen einen „Test“ bestreiten, der uns mit aller Härte vorführen soll, was uns erwartet, wenn die AfD denn in den Bundestag einziehe. Um es kurz zu machen: Die übliche „Spiegel Online“-Demagogie funktioniert so, daß extreme Einzelpositionen von AfD-Mitgliedern, die meist irrelevant für das Parteiprogramm sind, vorgeführt werden und uns eingetrichtert wird, daß wir – wenn wir denn so frech sind, AfD zu wählen – genau diese Einzelmeinungen und Statements teilen. Hinzu kommen weitgehend harmlose Positionen, die man durchaus vertreten kann, die aber den gewöhnlichen Journalisten überfordern.
Es ist der übliche peinliche Journalismus, bei dem man sich fragt: Wollt Ihr eigentlich nicht begreifen, warum Eure Auflage und Eure Klick-Zahlen sinken?
Fangen wir mal mit einem schwachen Beispiel aus dem Pamphlet an:
Glauben Sie, wie von Gottberg und viele seiner Parteifreunde, dass es einen „Kult mit der Schuld“ gibt hierzulande, und dass es Ihnen, Ihren Freunden und Verwandten besser ginge, wenn der beendet würde?
Herr Stöcker! Ja, das glaube ich. Und ich habe von 1998, meiner ersten Wahl, bis 2014 grün gewählt. Es würde unserem Lande tatsächlich guttun, wenn wir nicht jeden Scheiß der Gegenwart mit der NS-Zeit kontextuieren würden. Eine Beendigung des Schuldkultes bedeutet keineswegs ein Ende der Auseinandersetzung mit dem „Dritten Reich“. Es würde aber bedeuten, daß wir aus neurotisch-pathologischem Schuldgefühl heraus z.B. nicht hunderttausende von vormodernen, gewaltaffinen Asylmißbrauchern mehr in unser Land ließen.
Ist Herr Stöcker eigentlich noch zurechnungsfähig? Daß Muttis „Flüchtlings“-Politik etwas mit der deutschen Vergangenheit zu tun habe, ist ja keineswegs ein Gedankengang, den NPD-Funktionäre in die Debatte eingeführt hätten.
Ich erspare es mir hier, all die endlosen Ausflüsse unserer Nazi-Neurose und unseres Holocaust-Masochismus in der Gegenwart auszuführen. Aber vielleicht eines noch: Auch die Omnipräsenz von „Nazi“-Diffamierungen, wie sie jüngst wieder Sigmar Gabriel geliefert hat, gehört dazu.
Adolf Hitler persönlich würde vermutlich toben, wenn er sähe, wen wir heute alles als Nazis bezeichnen. Ich lasse ihn hier mal selbst zu Wort kommen und seine Meinung zur AfD kundtun:
Frauen im Parlament? Ja zum Weltjudentum? Nein zum Islam? Neger und Lesben in der Partei? Wer diese Brut weiterhin noch als „Nazis“ bezeichnet, den werde ich persönlich im KZ zu Tode foltern. Ich rate eindringlich von der Wahl dieser Partei ab.
Das ist die Meinung unseres Führers zur AfD. Ganz nebenbei ist der deutsche Schuldkult auch ein Grund für die völlige Humorlosigkeit und Spießigkeit unserer Presse-Heinis. Der Schuldkult ist also auch ein Grund für den Niedergang der etablierten Medien. Der normale Deutsche hat genug davon.
Es ist wohl zu anspruchsvoll, Leuten wie Herrn Stöcker zu erklären, daß wir durchaus noch Bock auf Beschäftigung mit der Nazi-Zeit haben, nur eben endlich die Gegenwart davon freisprechen möchten. Ja selbst die Vergangenheit, denn wir können ja noch nicht mal den großen Verdiensten Martin Luthers huldigen, ohne daß irgendwelche Spinner mit Transparenten auf dem Pariser Platz am Kirchentag erscheinen, die sinngemäß sagen, daß Hitler Luthers Ansichten zu den Juden in die Tat umgesetzt hätte.
Aber weiter in Christian Stöckers Anti-AfD-Wahlempfehlung. Ich stelle mal ein paar Punkte zusammen:
Möchten Sie, so wie Björn Höcke, eine „erinnerungspolitische Wende um 180 Grad“?
Kurz: Finden Sie auch, dass das ganze Erinnern an den von Deutschen verübten industriellen Massenmord jetzt aber mal beendet gehört?
Höcke ist derjenige, der in der KZ-Gedenkstätte Buchenwald des Holocaust gedenken wollte, aber nicht reindurfte, weil er kein guter Mensch ist. Wer legt hier also dem Erinnern Steine in den Weg? Es sind die selbsternannten „Demokraten“ und „Antifaschisten“!
Es geht nicht um Erinnerung, sondern um Erinnerungspolitik. Und die ist eindeutig pathologisch wie zuvor ausgeführt. Daß die Positionen der AfD möglicherweise das andere Extrem darstellen, heißt nicht, daß man automatisch diese Positionen teilt. Man kann auch die Grünen wählen, ohne ein Fan von Pädophilie zu sein – oder der sogenannten „sexuellen Vielfalt“. Oder eines Sexismus gegen Männer.
Man kann auch die CDU wählen, wenn man gegen die Genitalverstümmelung von Jungen im Namen der Religion ist. An diesem Punkt sind wir ganz überraschenderweise bei einer weiteren Facette des Schuldkultes angelangt. Wir erlauben es verblendeten Juden und Muslimen, die Genitalien ihrer männlichen Nachkommen zu verstümmeln. Gerade Merkel ist ja ein extrem typisches Beispiel für diesen Schuldkult gegenüber den Juden. Stichwort „Staatsräson“ und „Existenzrecht Israels“.
Echte Wiedergutmachung gerät dagegen zuweilen ins Hintertreffen – wenn es z.B. um Zwangsarbeiterrenten geht. Auch das ist eine Absurdität des Schuldkultes: Die symbolische Ersatzbefriedigung.
Zurück zum Folterfragebogen:
Halten Sie diese sogenannte Identitäre Bewegung, die der Verfassungsschutz beobachtet, weil er dort „Anhaltspunkte für Bestrebungen gegen die freiheitliche demokratische Grundordnung“ erkennt, so wie der Münchner AfD-Direktkandidat Petr Bystron für eine „tolle Organisation“?
Ja, der Verfassungsschutz. Das beeindruckt jetzt aber wirklich den gemeinen AfD-Wähler. Auch der Verfassungsschutz ist zuweilen vom Schuldkult erfaßt. Die Identitäre Bewegung mag man gerne kritisieren. Ich fürchte z.B., daß deren Konzept des Ethnopluralismus eher Ethnopurismus bedeuten soll. Jeder lese ihre Stellungnahme zur Beobachtung durch den Verfassungsschutz. Wenn ich die lese, erscheinen mir viele etablierte Politiker als die größere Bedrohung.
So mancher wählt auch die Linkspartei, obwohl es dort sicherlich auch einige Leute gibt, die die Hamas oder Fatah als „tolle Organisation“ ansehen.
Eigentlich reicht es jetzt. Man sieht, daß das gesamte Pamphlet des Herrn Stöcker letztlich aus Erbsenzählerei und Doppelstandards besteht. Hier und da werden tatsächlich kritikwürdige Ansichten einzelner AfD-Leute präsentiert, die zwar unangenehm sind, aber letztlich eben doch verhältnismäßig unwichtig. Solch krude Ausreißer findet man auch in anderen Parteien. Nur würde da nie ein Journalist ankommen und fragen: Wollen Sie das wirklich? Wenn Sie AfD wählen, dann finden Sie das alles gut!
Ich finde Alexander Gaulands Stolz über die Leistungen der Wehrmacht in zwei Weltkriegen beispielsweise genauso daneben wie die vielen deutschenfeindlichen Äußerungen von Grünen, SPD oder Linken. „We love Volkstod“ läßt grüßen.
Hier soll übrigens keineswegs die AfD exkulpiert werden. Es gibt tatsächlich dort ein paar krude Ansichten, die ich nicht teile. Sie spielen nur eben bei meiner Wahlentscheidung keine Rolle – weil ich ein intelligenter Wähler bin und weiß, daß die AfD viele positive Programmpunkte hat und Lichtjahre von einer Koalitionsbeteiligung entfernt ist.
Wenn der „Spiegel-Online“-Kolumnist Christian Stöcker ehrlich wäre und auch nur den Hauch von geistiger Unabhängigkeit besäße, hätte er den gleichen Artikel über die Grünen in ihrer Anfangszeit schreiben können. Und in abgemilderter Form auch über jede andere Partei.
Aber der Begriff des Doppelstandards ist leider noch ein Fremdwort für die journalistische Elite.
PS: Wollen Sie das wirklich?